“Russische Frauen - Innen- und Außenansichten” von Daria Boll-Palievskaya
Zum Thema “Russische Frauen” geistern eine Menge von Klischees und Vorurteilen durch die Köpfe westlicher Männer. Die Ostexpertin Dr. Daria Boll-Palievskaya hat hinter diese banale Fassade geblickt und ihre Erkenntnisse in einem lesenswerten Buch veröffentlicht, das wir als lesenswerte und kompakte Einführung in die “Seele” der russischen Frauen empfehlen.
Zu Beginn geht Daria Boll-Palievskaya der Frage nach, wie sich das Idealbild der russischen Frauen aus der Folklore und Kultur formt. Klassische russische Märchen, Religion und Literatur des 19. und 20 Jahrhunderts zeigen uns, welches Frauenbild in Russland seit Generationen bevorzugt wird: Es ist die Frau als Beschützerin, Mutter und treue Ehefrau, die selbständig und resolut ist, aber ihrem Mann in jeder Situation den Rücken stärkt:
Dieser “Heroismus der Selbstaufopferung” bestimmt das Frauenideal im russischen Bewusstsein bis heute.
Vorschnell kommt der westliche Gast zu den Vorurteil, dass russische Frauen unemanzipiert und von ihrem Männer abhängig wären. Der Eindruck trügt: Spätestens seit Beginn der sowjetischen Regierung Anfang des 20. Jahrhunderts hatten russische Frauen schlicht keine Notwendigkeit, sich zu emanzipieren.
Sind russische Frauen unemanzipierte Weibchen?
Um das zu verstehen, muss man sich nur die Grundlagen der sowjetischen Gesellschaft vor Augen halten, die schon aus wirtschaftlichen Interessen nicht auf eine Hälfte der Arbeitskraft verzichten konnte. Russische Frauen waren in der Industrie, Wissenschaft oder Kultur daher ihren männlichen Genossen absolut gleichgestellt. Ab 1917 hatten russische Frauen das Recht zu wählen – ein Recht, dass etwa weibliche Bürger in der Schweiz erst im Jahr 1971 erhalten haben.
Die Doppelbelastung zwischen Arbeitsplatz und der Rolle als Mutter und Hausfrau blieb den Russinnen aber trotzdem nicht erspart – hier unterscheidet sich die kommunistische Realität von den hehren Idealen.
Familie und Partnerschaft
Als Partnerinnen in einer Beziehung folgen Russinnen ihrem Mann einfach überall hin. Fernbeziehungen oder Trennungen aus beruflichen Gründen entsprechen nicht dem verbreiteten Familienmodell. So schreibt die Autorin im Kapitel “Familie/Partnerschaft”:
Der Mann muss Familienoberhaupt, sozusagen der Grundstock der Familie sein. die Frau hingegen ist für die Harmonie und die “familiäre Wärme” zuständig.
Der Stellenwert der Familie ist in Russland hoch. Geheiratet wird daher noch in jungen Jahren, und damit verbunden ist leider auch eine hohe Scheidungsrate. Wie auch in Deutschland geht der Impuls zur Trennung meist von den Ehefrauen aus. die überwiegende Ursache für Scheidungen ist nicht etwa Untreue oder Streit, sondern die Alkoholkrankheit des Ehemanns.
Die sprichwörtliche Schönheit der Russinnen
An der Schnittstelle zwischen Asien und Europa, während 300 Jahren mongolischer Unterdrückung und in vielen Kriegen und Katastrophen hat sich das “genetische” Material der russischen Frauen verbessert. So erklärt die Autorin die auffallende Schönheit der russischen Frauen, deren Erfolge in der Modelwelt und die Siege von Russinnen bei den Wahlen zur “Miss World” oder “Miss Universum”.
Tipps und Ratschläge
Im Endkapitel von “Russische Frauen – Innen- und Außenansichten” führt die Autorin eine Reihe von praktischen Tipps für den Umgang zwischen Mann und Frau an: Wie macht man einer russischen Frau Komplimente, was ist bei einem Rendezvous tabu, wer bezahlt im Restaurant…
Über die Autorin
Daria Boll-Palievskaya ist in Moskau geboren und studierte Germanistik und Literaturwissenschaft. Sie lebt als interkulturelle Trainerin und freie Autorin in Deutschland.
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